Alles hat seine Zeit...Sein und Werden

Alles hat seine Zeit, alles auf dieser Welt hat seine ihm gesetzte Frist: Geboren werden hat seine Zeit wie auch das Sterben. Pflanzen hat seine Zeit wie auch das Ausreißen des Gepflanzten. Töten hat seine Zeit wie auch das Heilen. Niederreißen hat seine Zeit wie auch das Aufbauen.
Weinen hat seine Zeit wie auch das Lachen. Klagen hat seine Zeit wie auch das Tanzen. Steine zerstreuen hat seine Zeit wie auch das Sammeln von Steinen. Umarmen hat seine Zeit wie auch das Loslassen. Suchen hat seine Zeit wie auch das Verlieren. Behalten hat seine Zeit wie auch das Wegwerfen.
Zerreißen hat seine Zeit wie auch das Flicken. Schweigen hat seine Zeit wie auch das Reden.
Lieben hat seine Zeit wie auch das Hassen. Krieg hat seine Zeit wie auch der Frieden. (Prediger 3, 1 - 8, die Bibel)

30. Oktober 2014

Was bisher geschah...Teil 2

Um dem ersten Teil einen zweiten zu geben, wende ich mich hier den Wochen nach der Geheimniskrämerei zu.

SSW 13. - 28.

Also nach der 12. Woche war es dann so weit und wir konnten in die Welt hinausposaunen, dass wir schwanger sind! In meiner kleinen Kopf-Welt wäre dies wieder von herzzerreißenden Szenarien mit überglücklichen Mitmenschen, die einem aus Rührung und Freude mit Tränen des Glücks in den Augen um den Hals fallen und sogleich los rennen und einen mit Babygeschenken überhäufen.
Okay die Realität sah wieder eeeetwas anders aus. Aufgrund der vorangegangenen, leider nicht geglückten Schwangerschaft, war der gewisse Überraschungseffekt vielleicht nicht mehr ganz so gegeben und uns begegnete eher ein freudiges "naja, damit haben wir ja e gerechnet"...ja, Hallo!? Wir auch, trotzdem spielt man das Ganze aus Anstand noch mal durch :)
Es sei ihnen verziehen, die Freude baute sich allmählich auf und wird jetzt mit nahendem Geburtstermin immer größer - und langsam kommen auch die Geschenke ;)
Ich hatte bis jetzt eine tolle, komplikationslose Schwangerschaft. Außer kleiner Übelkeitsüberfälle gegen Abend, war alles paletti. Keine Horrorszenarien über der Kloschüssel, die der Darstellung aus "Wir Kinder vom Bahnhofszoo" gleichen. Ich bin sehr dankbar dafür, eine Freundin von mir kotzte sich bis ins fünfte Monat die Seele aus dem Leib - was man ihrem Prachtkerl von Jungen jetzt gar nicht mehr ansehen würde, also auch das geht vorbei.
Die Wochen darauf verliefen eigentlich genau so entspannt. Der vorläufige Austritt aus dem Arbeitsleben wurde geplant und wird Ende nächster Woche endgültig abgeschlossen. Dafür hab ich meinen zukünftigen Chef beim Frauenarzt einige Male sehen dürfen.
Obwohl wir pränataldiagnostische Behandlungen aus Überzeugung ablehnen (wir nehmen und lieben unser Baby, so wie es sein wird - eine Behinderung würde für uns keinen Unterschied in unserer Entscheidung FÜR das Baby machen), wurde uns vom Arzt ein Organscreening "verordnet", weil der Ultraschall eine geringe Auffälligkeit bei einem Organ andeutete. Also hatten wir die Gelegenheit eine halbe Stunde Babykino zu genießen. Ich muss dazu sagen, es war ein teilweise langweiliger Film bzw. hab ich Passagen davon nicht verstanden. Natürlich entzückt mich der Anblick meines Mini-Fröschleins jedesmal ungemein, nur hat er die Angewohnheit, die Gelegenheiten des Ultraschalls oder der damit verbundenen Fotoshootings dazu zu verwenden, sich schlafend in eine Ecke zu legen, am Besten noch mit den winzigen Ärmchen über den Kopf, damit man auch ja nichts von seinem Gesichtchen sehen kann...das etwas verstörende, aber ebenso witzige Rütteln meines Arztes an meiner Bauchdecke, bringt da auch nicht viel. Jetzt habe ich ein Haufen Fotos und keeeine Ahnung, was sie darstellen sollen. Ja, ich weiß, da bin ich wohl keine Vorzeige-Mama. Der Papa ist da ganz anders, er verfolgt und kommentiert die Untersuchungen eifrigst und liegt eigentlich immer richtig, während ich mir nur denke: "Hääää!?"

Blau oder rosa?


Eines der wichtigsten Ereignisse, neben den Bestätigungen, dass unser Baby sich prächtig und gesund entwickelt, war das Erfahren seines Geschlechts. Als Eltern haben wir uns entschieden, uns das Geschlecht sagen zu lassen. Das Sagen-Lassen erübrigte sich nach ein paar Wochen durch ein paar eindrucksvolle Bilder, die den Papa mit großem Stolz über die Weitergabe, natürlich in dieser Beziehung, seiner guten Gene erfüllten. Mein Arzt kommentierte die Sache, nachdem er uns darüber aufklärte, man könne sich beim Geschlecht bis zuletzt nie ganz sicher sein mit den Worten: "Okay, wenn DAS ein Mädchen ist, DANN hat es eine Hormonstörung." Beruhigend...aber auch echt witzig.
Ein Junge also - der 6. Junge in Folge innerhalb meiner Geschwister. Ich muss gestehen und tret' wohl wiederum in den Mama-Fettnapf, ich war anfangs fast ein wenig enttäuscht, wäre doch ein Mädchen echt wieder mal dran gewesen. Aber, das ist inzwischen Geschichte! Wir haben einen wunderschönen Namen, der bis zur Ankunft unseres kleinen Fröschleins ein Geheimnis bleibt, und ich liebe mein Burli inzwischen schon von ganzem Herzen. Es muss ja nicht alles blau sein und Bärchen widersezte ich mich grundsätzlich so gut es geht, egal um welches Geschlecht es sich handelt. Und wird dieser Mensch nur halb so gutaussehend, liebevoll und fantastisch wie sein Papa, dann hat die Welt schon wieder dazu gewonnen.

Tschip, tschiiiip


Nach dem Erfahren des Geschlechts folgte der mütterliche Nestbautrieb. Das hab ich durchgezogen - termingerecht und in einem durch. Da musste der Papa ran. Ikea wurde reicher, unser Konto leerer und ein Zimmer grüner. Auch an die Papatauglichkeit hab ich gedacht und um mir tägliches Nachfragen nach dem Aufbewahrungsort der Strampler zu ersparen, wurden flexible, farblich passende Kisten sogleich mit Beschriftung versehen. Hier gibt's also keine Ausreden, nichts zu finden oder nicht zu wissen, wo was hingehört. Inzwischen sind wir so gut ausgestattet, dass Fröschlein jederzeit bei uns in der Wohnung einziehen könnte - aber das wünsch' ich ihm noch nicht, hat er's doch noch so viel gemütlicher.

Klopfzeichen aus der Dunkelheit


Mein persönliches Highlight erlebe ich aber seit etwa 6 Wochen jeden Tag mehrmals - der Kleine strampelt, boxt und wütet, als hätte er Platz dafür ;). Ich liebe das Blubbern und Drücken und Wobbeln des Bauches, dass durch seine Turnübungen verursacht wird. Selbst wenn er sich dazu entscheidet meine Blase als Trampolin zu verwenden und mich mit einem ausgerufenen "HUCH!" in die aufrechte Position manövriert. Ich wache auf mit dem wohligen Gefühl der Lebendigkeit in mir und schlafe damit (irgendwann, aber doch) ein. Auch da hat er die Angewohnheit sich seinem Publikum rar zu machen und die Spannung zu erhöhen. Sobald sein Papa seine Hand auf den vorher tobenden Bauch legt, wird es still. Meine Theorie ist, dass er sobald die Hand meines Mannes auf meinen Bauch liegt, in eine angespannte Aufmerksamkeitshaltung geht und denkt: "Horch! Da ist was auf der anderen Seite!" Naja, wenn das beide Seiten so machen, wird das eine recht ruhige Angelegenheit. Die Theorie meines Manne ist, seine unglaublich beruhigende Wirkung auf das Ungeborene...wir werden es wohl nie erfahren...Aber schön sind diese Familienzeiten jetzt schon.

Inzwischen ist meine Körperfülle den Ereignissen nachgekommen und von Bäuchlein kann hier keine Rede mehr sein. Wenn du wöchentlich zu hören bekommst: "Boah, bist du jetzt dick geworden", dann weißt du, dass es jetzt für andere nicht mehr so leicht möglich ist in ein Fettnäpfchen zu treten im Stile von "Oh, in welchem Monat bist du denn schon?" "Ähm, wir haben grad Oktober und ich bin NICHT schwanger!!!" Ist auch sehr peinlich sowas...Also, mein Bauch lässt sich nur mehr mit Schwangerschaftshosen und übergroßen, extralangen Oberteilen verpacken. Essen ist eine göttliche Erfindung und noch nie haben Lebensmittel so gut geschmeckt, wie in den letzten paar Wochen. Bauch wächst, Zellulite ist bei mir nicht nur mehr Betrachtungssache und eine Frage des Lichteinfalls, sondern Realität. Auch die Ruhe vor dem Sturm im Mutterschutz, sowie dem "Kein Zurück" sind jetzt voll da. Manchmal versetzt mich das, vor allem nachts, in Angst und Schrecken, manchmal in Entzücken. Wenn ich dann aber von meinem Mann in den Arm genommen werde, er meinen Kopf küsst und mir zuflüstert, wie lieb er UNS hat - dann ist alles gut. Ich liebe diesen so anderen Umstand, ich liebe meinen dicken Bauch und meine kleine Familie.

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