Alles hat seine Zeit...Sein und Werden

Alles hat seine Zeit, alles auf dieser Welt hat seine ihm gesetzte Frist: Geboren werden hat seine Zeit wie auch das Sterben. Pflanzen hat seine Zeit wie auch das Ausreißen des Gepflanzten. Töten hat seine Zeit wie auch das Heilen. Niederreißen hat seine Zeit wie auch das Aufbauen.
Weinen hat seine Zeit wie auch das Lachen. Klagen hat seine Zeit wie auch das Tanzen. Steine zerstreuen hat seine Zeit wie auch das Sammeln von Steinen. Umarmen hat seine Zeit wie auch das Loslassen. Suchen hat seine Zeit wie auch das Verlieren. Behalten hat seine Zeit wie auch das Wegwerfen.
Zerreißen hat seine Zeit wie auch das Flicken. Schweigen hat seine Zeit wie auch das Reden.
Lieben hat seine Zeit wie auch das Hassen. Krieg hat seine Zeit wie auch der Frieden. (Prediger 3, 1 - 8, die Bibel)

25. Oktober 2014

Cupcakes zum Abschied...

Anbahnung von Jugendlichen an die Thematik
"schwangerer Mitmensch"

Jugendlicher: "Ey Miriam, du hast zugelegt!"
Miriam: "Ich bin schwanger, du Koffer!"
Jugendlicher: "Aha. Dann, viel Glück!"

Jugendlicher: "Wieso gibts das (deutete auf Cupcakes und Süßigkeiten)?"

Miriam: "Weil ich schwanger bin, ich geh in Karenz."
Jugendlicher: "Hääää?"
Miriam: "(deutet auf wirklich bereits äußerst runden Bauch) Ich krieg ein Baby!"
Jugendlicher: "Asoo!"

Um gleich voll in die Thematik einzusteigen, hier das Ereignis meines heutigen...oh, Verzeihung, inzwischen bereits gestrigen Tages: Mein letzter Arbeitstag bei einem von zwei meiner Jobs. Meine Tätigkeit als Streetworkerin ruht in der Babypause und dafür gabs heute eine kleine Babyparty in unserem Jugendbüro. Meine Vorbereitungen dafür bestanden im Backen von Cupcakes mit dem klingenden und ebenso passenden Namen "Death by Chocolate" und dem Einkaufen von essbaren Gummi-Schnullern. Die Herzen der Teens und Jugendlichen waren erobert, wenn sie auch teilweise trotz wachsendem Kugelbauch auch nach 6 Monaten keinen Plan hatten, was da vor sich geht. Nach einführenden und abermals erklärenden Worten von wegen Schwangerschaft, Babypause, Karenz (whaaat??) etc. an meine hauptsächlich männlichen Brees (kurdisch) und Bros wurde ich herzlichst mit "Viel Glück!" "Alles Gute!" und dem Highlight "Fröhliches Gebären!" beglückwunscht, bevor sie sich die nächsten drei Gummi-Schnuller in den Mund steckten.
Meine Arbeitskollegen, einer ein Bär von einem Mann, der andere ein tätowierter, langhaariger Rocker - beide vorzugsweise in freundlichem Schwarz gekleidet - überraschten mich mit einer quietschrosa Box, in denen sich ebenso quietschfarbene Cupcakes und Cakepops befanden. Dazu wurde mir noch eine selbstgebastelte Pop-up Karte und ein Geschenkgutschein überreicht. Mit buttercreme geschmierter Kehle gluckste ich herzerwärmte "Ohhhs" und "Ahhhhs". Das meine Kollegen (Anmerkung am Rande: es gibt nichts Besseres als die einzige Frau in einem kleinen Team zu sein!!!) großartig und superlustig sind, wusste ich schon bald nach meiner anfänglichen Skepsis gegenüber ihrem respekteinflößenden Äußeren. Aber DAS hat mich wirklich überrascht und entzückt zugleich. Auch die gespielte Traurigkeit über mein Ausscheiden durch die Jugendlichen tröstete und ehrte mich, obwohl ich weiß, dass diese Kids wie Goldfische sind - einmal umgedreht und schon haben sie meinen Namen vergessen. Ich habe diesen Job wirklich gern gemacht, hab ihn jetzt schweren Herzens verlassen müssen. Die Erinnerung an brilliante Konversationen und Hochleistungen jugendlichen Übermuts und Dummheit brachten und bringen mich zum Schmunzeln, manchmal zum Staunen (nicht im positiven Sinne).
Am Ende des Arbeitstage nahm ich meine vergangene Streetwork-Zeit in einer Klappbox mit nach Hause: 2 Fachbücher, eine puderrosa Cupcake-Box und einen Riesen-Textil-Fisch. Das war's.

Apropos (Gold-) Fisch, von dem in nur einem Text bereits schon zwei mal die Rede war und dem ich Vergesslichkeit unterstelle: diesen für mich bedeutungsträchtigen Tag schloss ich mit einer letzten Handlung ganz im Sinne der Schwangerschaftsdemenz ab, indem ich mir eine Notiz für den nächsten Morgen schrieb, auf der stand: "Cupcakes im Arbeitszimmer"

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