Alles hat seine Zeit...Sein und Werden

Alles hat seine Zeit, alles auf dieser Welt hat seine ihm gesetzte Frist: Geboren werden hat seine Zeit wie auch das Sterben. Pflanzen hat seine Zeit wie auch das Ausreißen des Gepflanzten. Töten hat seine Zeit wie auch das Heilen. Niederreißen hat seine Zeit wie auch das Aufbauen.
Weinen hat seine Zeit wie auch das Lachen. Klagen hat seine Zeit wie auch das Tanzen. Steine zerstreuen hat seine Zeit wie auch das Sammeln von Steinen. Umarmen hat seine Zeit wie auch das Loslassen. Suchen hat seine Zeit wie auch das Verlieren. Behalten hat seine Zeit wie auch das Wegwerfen.
Zerreißen hat seine Zeit wie auch das Flicken. Schweigen hat seine Zeit wie auch das Reden.
Lieben hat seine Zeit wie auch das Hassen. Krieg hat seine Zeit wie auch der Frieden. (Prediger 3, 1 - 8, die Bibel)

30. Oktober 2014

Was bisher geschah...Teil 2

Um dem ersten Teil einen zweiten zu geben, wende ich mich hier den Wochen nach der Geheimniskrämerei zu.

SSW 13. - 28.

Also nach der 12. Woche war es dann so weit und wir konnten in die Welt hinausposaunen, dass wir schwanger sind! In meiner kleinen Kopf-Welt wäre dies wieder von herzzerreißenden Szenarien mit überglücklichen Mitmenschen, die einem aus Rührung und Freude mit Tränen des Glücks in den Augen um den Hals fallen und sogleich los rennen und einen mit Babygeschenken überhäufen.
Okay die Realität sah wieder eeeetwas anders aus. Aufgrund der vorangegangenen, leider nicht geglückten Schwangerschaft, war der gewisse Überraschungseffekt vielleicht nicht mehr ganz so gegeben und uns begegnete eher ein freudiges "naja, damit haben wir ja e gerechnet"...ja, Hallo!? Wir auch, trotzdem spielt man das Ganze aus Anstand noch mal durch :)
Es sei ihnen verziehen, die Freude baute sich allmählich auf und wird jetzt mit nahendem Geburtstermin immer größer - und langsam kommen auch die Geschenke ;)
Ich hatte bis jetzt eine tolle, komplikationslose Schwangerschaft. Außer kleiner Übelkeitsüberfälle gegen Abend, war alles paletti. Keine Horrorszenarien über der Kloschüssel, die der Darstellung aus "Wir Kinder vom Bahnhofszoo" gleichen. Ich bin sehr dankbar dafür, eine Freundin von mir kotzte sich bis ins fünfte Monat die Seele aus dem Leib - was man ihrem Prachtkerl von Jungen jetzt gar nicht mehr ansehen würde, also auch das geht vorbei.
Die Wochen darauf verliefen eigentlich genau so entspannt. Der vorläufige Austritt aus dem Arbeitsleben wurde geplant und wird Ende nächster Woche endgültig abgeschlossen. Dafür hab ich meinen zukünftigen Chef beim Frauenarzt einige Male sehen dürfen.
Obwohl wir pränataldiagnostische Behandlungen aus Überzeugung ablehnen (wir nehmen und lieben unser Baby, so wie es sein wird - eine Behinderung würde für uns keinen Unterschied in unserer Entscheidung FÜR das Baby machen), wurde uns vom Arzt ein Organscreening "verordnet", weil der Ultraschall eine geringe Auffälligkeit bei einem Organ andeutete. Also hatten wir die Gelegenheit eine halbe Stunde Babykino zu genießen. Ich muss dazu sagen, es war ein teilweise langweiliger Film bzw. hab ich Passagen davon nicht verstanden. Natürlich entzückt mich der Anblick meines Mini-Fröschleins jedesmal ungemein, nur hat er die Angewohnheit, die Gelegenheiten des Ultraschalls oder der damit verbundenen Fotoshootings dazu zu verwenden, sich schlafend in eine Ecke zu legen, am Besten noch mit den winzigen Ärmchen über den Kopf, damit man auch ja nichts von seinem Gesichtchen sehen kann...das etwas verstörende, aber ebenso witzige Rütteln meines Arztes an meiner Bauchdecke, bringt da auch nicht viel. Jetzt habe ich ein Haufen Fotos und keeeine Ahnung, was sie darstellen sollen. Ja, ich weiß, da bin ich wohl keine Vorzeige-Mama. Der Papa ist da ganz anders, er verfolgt und kommentiert die Untersuchungen eifrigst und liegt eigentlich immer richtig, während ich mir nur denke: "Hääää!?"

Blau oder rosa?


Eines der wichtigsten Ereignisse, neben den Bestätigungen, dass unser Baby sich prächtig und gesund entwickelt, war das Erfahren seines Geschlechts. Als Eltern haben wir uns entschieden, uns das Geschlecht sagen zu lassen. Das Sagen-Lassen erübrigte sich nach ein paar Wochen durch ein paar eindrucksvolle Bilder, die den Papa mit großem Stolz über die Weitergabe, natürlich in dieser Beziehung, seiner guten Gene erfüllten. Mein Arzt kommentierte die Sache, nachdem er uns darüber aufklärte, man könne sich beim Geschlecht bis zuletzt nie ganz sicher sein mit den Worten: "Okay, wenn DAS ein Mädchen ist, DANN hat es eine Hormonstörung." Beruhigend...aber auch echt witzig.
Ein Junge also - der 6. Junge in Folge innerhalb meiner Geschwister. Ich muss gestehen und tret' wohl wiederum in den Mama-Fettnapf, ich war anfangs fast ein wenig enttäuscht, wäre doch ein Mädchen echt wieder mal dran gewesen. Aber, das ist inzwischen Geschichte! Wir haben einen wunderschönen Namen, der bis zur Ankunft unseres kleinen Fröschleins ein Geheimnis bleibt, und ich liebe mein Burli inzwischen schon von ganzem Herzen. Es muss ja nicht alles blau sein und Bärchen widersezte ich mich grundsätzlich so gut es geht, egal um welches Geschlecht es sich handelt. Und wird dieser Mensch nur halb so gutaussehend, liebevoll und fantastisch wie sein Papa, dann hat die Welt schon wieder dazu gewonnen.

Tschip, tschiiiip


Nach dem Erfahren des Geschlechts folgte der mütterliche Nestbautrieb. Das hab ich durchgezogen - termingerecht und in einem durch. Da musste der Papa ran. Ikea wurde reicher, unser Konto leerer und ein Zimmer grüner. Auch an die Papatauglichkeit hab ich gedacht und um mir tägliches Nachfragen nach dem Aufbewahrungsort der Strampler zu ersparen, wurden flexible, farblich passende Kisten sogleich mit Beschriftung versehen. Hier gibt's also keine Ausreden, nichts zu finden oder nicht zu wissen, wo was hingehört. Inzwischen sind wir so gut ausgestattet, dass Fröschlein jederzeit bei uns in der Wohnung einziehen könnte - aber das wünsch' ich ihm noch nicht, hat er's doch noch so viel gemütlicher.

Klopfzeichen aus der Dunkelheit


Mein persönliches Highlight erlebe ich aber seit etwa 6 Wochen jeden Tag mehrmals - der Kleine strampelt, boxt und wütet, als hätte er Platz dafür ;). Ich liebe das Blubbern und Drücken und Wobbeln des Bauches, dass durch seine Turnübungen verursacht wird. Selbst wenn er sich dazu entscheidet meine Blase als Trampolin zu verwenden und mich mit einem ausgerufenen "HUCH!" in die aufrechte Position manövriert. Ich wache auf mit dem wohligen Gefühl der Lebendigkeit in mir und schlafe damit (irgendwann, aber doch) ein. Auch da hat er die Angewohnheit sich seinem Publikum rar zu machen und die Spannung zu erhöhen. Sobald sein Papa seine Hand auf den vorher tobenden Bauch legt, wird es still. Meine Theorie ist, dass er sobald die Hand meines Mannes auf meinen Bauch liegt, in eine angespannte Aufmerksamkeitshaltung geht und denkt: "Horch! Da ist was auf der anderen Seite!" Naja, wenn das beide Seiten so machen, wird das eine recht ruhige Angelegenheit. Die Theorie meines Manne ist, seine unglaublich beruhigende Wirkung auf das Ungeborene...wir werden es wohl nie erfahren...Aber schön sind diese Familienzeiten jetzt schon.

Inzwischen ist meine Körperfülle den Ereignissen nachgekommen und von Bäuchlein kann hier keine Rede mehr sein. Wenn du wöchentlich zu hören bekommst: "Boah, bist du jetzt dick geworden", dann weißt du, dass es jetzt für andere nicht mehr so leicht möglich ist in ein Fettnäpfchen zu treten im Stile von "Oh, in welchem Monat bist du denn schon?" "Ähm, wir haben grad Oktober und ich bin NICHT schwanger!!!" Ist auch sehr peinlich sowas...Also, mein Bauch lässt sich nur mehr mit Schwangerschaftshosen und übergroßen, extralangen Oberteilen verpacken. Essen ist eine göttliche Erfindung und noch nie haben Lebensmittel so gut geschmeckt, wie in den letzten paar Wochen. Bauch wächst, Zellulite ist bei mir nicht nur mehr Betrachtungssache und eine Frage des Lichteinfalls, sondern Realität. Auch die Ruhe vor dem Sturm im Mutterschutz, sowie dem "Kein Zurück" sind jetzt voll da. Manchmal versetzt mich das, vor allem nachts, in Angst und Schrecken, manchmal in Entzücken. Wenn ich dann aber von meinem Mann in den Arm genommen werde, er meinen Kopf küsst und mir zuflüstert, wie lieb er UNS hat - dann ist alles gut. Ich liebe diesen so anderen Umstand, ich liebe meinen dicken Bauch und meine kleine Familie.

27. Oktober 2014

Das PräPost-Geburts-Paradoxon...

Eine Sache, die mir aufgefallen ist, betrifft das Davor und das Danach bei einer Schwangerschaft. Ich weiß nicht, wer genau die Leidtragenden sind - die Mütter oder die Kinder. Aber es existiert und solange mir kein hochwissenschaftlicher Begriff dafür einfällt, nenne ich es das PräPost-Geburts-Paradoxon.
Was ich damit meine? Ganz einfach, es gibt eine Zeit VOR und eine Zeit NACH der Geburt. Diese Phasen (mhmmmm...dieses Wort wird mich in nächster Zeit noch oft begleiten) sind gekennzeichnet durch unterschiedliche Eigenschaften. Schwangerschaften und auch die Mutterschaft sind im Allgemeinen getränkt von Verhaltensregeln, Vorstellungen, unausgesprochenen Vorschriften, Erwartungen an sich selber und vor allem VON ANDEREN! Bezogen auf das PräPost-Geburts-Parodoxon sind das dann VOR der Geburt folgende, die ich in Soll, Kann und Darf-Erwartungen gliedern werden. Wobei eine Darf-Erwartung eher mit einem Zugeständnis gleichzustellen ist.

Vor der Geburt...

...sollte frau stets überglücklich über den Zustand sein und sich glückselig über den Bauch streicheln.
...sollte frau bestimmte Dinge ihrem Körper und vor allem ihrem Baby unter keinen Umständen antun z.B.: roher Fisch (aber ja nicht zu wenig Omega Fett-Säuren!) ergo Sushi, Salami, Alkohol, Stress, Strahlung und die Hardliner unter uns Plastik, bestimmte Pflegeprodukte, Putzmittel, die nicht total öko sind und eigentlich e nur aus Zitronensaft bestehen, zu viel Süßes, Fettes und alles was sonst noch zu lecker schmeckt, etc., etc., etc....die Liste lässt sich je nach Härtegrad der Übermutter-Schwangeren endlos weiterführen.
...sollte frau möglichst viel Obst, aber besser Gemüse essen, ungefährlichen Sport bis zur Geburt betreiben, Pilates, Yoga und Schwangerschaftsgymnastik und einen Schwangerschaftsvorbereitungskurs besuchen.
...sollte frau in den ersten drei Monaten sich übergebend und ständig müde in Geheimhaltung üben und sich zur Arbeit schleppen, im vierten bis sechsten Monat freudestrahlend und voller Energie mit wunderschön rundem Baby-Bäuchlein die Welt mit einer mütterlich gütig, freudigen Schönheit, die nur eine Schwangere hat, bereichern.
...sollten die Vorstellungen über die neue Mutter-Kind-Dyade der werdenen Mutter möglichst romantisch sein, während man von seiner Umgebung vorzugsweise Aussagen dieser Art hört:"DANN wird AAAAALLES anders; Du wirst für NICHTS mehr Zeit haben; HA! Zweisamkeit und Romantik, was ist das? WAAAAARTE nur bis das Baby da ist!!! (Drohung mit weitaufgerissenen Augen!), etc."
...sollte frau sich über die wichtigten Dinge bereits Gedanken machen: Stillen ja/nein; Stoffwindeln oder Wegwerfwindeln; Gläschennahrung oder Selbstgekochtes; Familienbett/Schlafnest oder eigenes Zimmer; Schieben oder Tragen, usw. Wobei es dabei ja sowieso nur immer EINE wirklich richtige Antwort gibt, um Bindung, Gesundheit und intellektuelle, sowie emotionale Entwicklung zu fördern und um frühkindliche Schädigungen, eine kriminelle Zukunft, Verblödung und Umweltverschmutzung zu verhindern! Um herauszufinden welche der genannten Varianten das jeweils sind, einfach in Baby/Mütter-Foren stöbern - da wird einem, oftmals schon fast militant und teilweise extremistisch, weiter geholfen.
...soll die werdene Mutter geschützt werden, denn sie tut etwas Wunderbares, sie trägt neues Leben in sich!

...kann frau Stillvorbereitung machen, Storchenpartys besuchen und unzählige weise Schwangerschaftsbücher lesen.
...kann frau schon mal das Kinderzimmer einrichten, Pflegeartikel und Kinderkleidung einkaufen gehen.
...kann frau sich überlegen, ob man sich Geschlecht sagen lassen möchte (pro: konkretere Beziehung zum Kind; contra: Überraschungseffekt geht flöten).

Und jetzt kommt das Schönste:


...darf frau zunehmen!
...darf frau eine gewaltigen Wampe und auch sonstige Körperfülle haben und alle finden es toll, der Großteil sogar ehrlich attraktiv und wunderschön.
...darf frau einen ordentlichen Appettit haben und zulangen und erntet dafür höchstens ein "iss nur, du isst ja für 2! Selbst wenn man dies als informierte werdende Mutter dementiert und darüber aufklärt, dass der erhöhte Kalorienbedarf in der Schwangerschaft ein sehr geringer ist, wird einem mit wohlwollendem Blick das Essen gegönnt.
...darf frau fast alles, weil sie wie oben bereits erwähnt, eine fast heilige Aufgabe hat, ein Kind in sich zu tragen.


Um die Sache etwas abzukürzen, komme ich an dieser Stelle zum paradoxen NACHHER. Eine genauere Auflistung wäre mir eben erst danach möglich, doch ich möchte auf die Dinge eingehen, die mir bei Freundinnen und Jungmamas aufgefallen sind und mich auf das Paradoxon aufmerksam gemacht haben.

1) Die Sache mit dem besonderen Schutz der werdenen Mutter und der Heiligkeit ihrer Aufgabe, Leben in sich zu tragen: Ist das Kind einmal da, schreit, stinkt, "sudert" oder aber besitzt die Frechheit zu laut zu spielen und verhält sich für den Anlass bzw. die Umgebung unpassend, gilt keinerlei Schutz mehr für Frau und Kind. Viel eher werden der Mutter vorwurfsvolle und genervte Blicke zugeworfen. Wenn sie etwa mit drei kleinen, quängelnden Kindern einkaufen geht, einen Kinderwagen vor sich herschiebt und gestresst wirkt, ist alle Heiligkeit und Respekt vor ihrer Aufgabe verschwunden und hat sich in ein "selber Schuld!" verwandelt. Verstehen tu ich das nicht - in der Schwangerschaft muss man sich bei der Kindererziehung und -pflege um nichts kümmern. Das Baby ist selbstversorgend, hat es immer schön warm und flauschig, selbstreinigend - Mama kann da nicht viel dazu beitragen - und trotzdem bekommt sie dafür allen Respekt. Nach dem Schlüpfen ist das Häufchen Mensch ganz und gar auf die Fürsorge, Pflege und Erziehungsleistung der Eltern angewiesen - DAS ist die eigentlich Kür, DEM gebührt der eigentliche Respekt!

2) Der liebe Körper: In der Schwangerschaft ist der kugelrunde Körper und der gesteigerte Appetit positiv attribuiert. Es verkörpert Leben, Gesundheit und sogar Schönheit. Hat das Menschlein seine schöne speckige Höhle verlassen, ist der "bewirtende" Körper dem Verfall preis gegeben. Und um dies zu verhindern, sollte Mama am Besten ab Tag 2 nach der Geburt mit ihrem personal trainer den after-baby-body-Masterplan entwickeln. Sollte man nicht zu den Proms und VIPs gehören, sollte man sich aber trotzdem tunlichst schnell im Fitnesscenter oder Pilateskurs einschreiben - schließlich hat man in der Karenz ja dazu genug Zeit, gehen lassen ist nicht! Da hört man dann von jungen Mamis doch wirklich so etwas wie "ich will ja auch weiterhin für meinen Mann attraktiv sein".
Manchmal denke ich mir, dass ich in einer anderen Welt lebe. In einer Welt in dem Attraktivität und Sexappeal an Liebe gekoppelt ist - ich muss zugeben, es ist eine schöne Welt.
Ich bin grundsätzlich eher der Typ dessen Körper schon vor der Geburt eher einem short-after-birth-body geähnelt hat und sowieso so ist, wie er nun mal ist und sich jeglichen eingehämmerten idiotischen Schönheitsidealen widersetzt hat - seit jeher. Gerade deswegen weiß ich und kann mich richtig darin suhlen, wenn mein Mann mich schön nennt. Selbst wenn mir einiges an mir selber nicht gefällt, kann ich ihm getrost glauben, dass er es anders oder halt einfach passend findet. Ich mag meine Welt.

Und zum Essverhalten vor bzw. danach, eine kleine Anektdote. Eine Freundin von mir hat vor wenigen Monaten einen Jungen geboren und stillt diesen voll. SIE hat wirklich erhöhten Kalorienbedarf. Letzens waren wir bei einem gemeinsam Essen - es gab Schnitzel - mhmmmm! Während meine Freundin bereits fertig war und sich schamhaft eingestehen musste, dass sie noch gerne etwas hätte (was man aber ja DANACH nicht mehr tut), lud ich mir eine ordentliche Portion Kartoffelsalat auf, während ich von zwei anderen Personen wohlwollend kommentiert wurde mit "du musst ja immerhin für zwei essen" und mich dann die Dame bei der Schnitzelausgabe sogleich fragte, ob ich denn gerne zwei davon hätte...
Irgendwas stimmt da in unseren Köpfen doch nicht. Aber, während ich mich noch in der glückseligen Zeit davor befinde und diverse Vorzüge genießen darf, packe ich mir doch glatt das größte Schnitzel und als Nachspeise gleich eine extra Portion Kuchen auf meine Teller und freue mich noch ein paar Monate darüber, mich nicht selber ständig aus Angst vor Verurteilung und "jetzt isst die schon wieder, die hat e schon genug auf den Hüften" künstlich zügeln zu müssen und "nein, ist schon genug" zu sagen, wenns eigentlich gar nicht so ist.
 
Fazit: Ich spiele also die Karte aus. Ich bin dick, so richtig, jeder siehts und findets toll. Ich esse gerne und viel, jeder findets witzig - und das alles nur weil ich schwanger bin und ich somit noch ein wenig Schonzeit vor dem DANACH habe. Paradox!

25. Oktober 2014

Was bisher geschah... Teil 1

Ich befinde mich also in der 28. Schwangerschaftswoche. 12 weeks to go. 

Für alle die sich denken: "schon oft gehört, aber kein Plan, wovon die Rede ist" - Was ich, bevor mein Mann und ich uns entschieden haben schwanger zu werden, auch nicht wussten ist, dass die Information, es handle sich bei der Schwangerschaftsdauer um 9 Monate, nicht korrekt ist. Es sind nämlich eigentlich 39 - 40 Wochen! Für die Rechengenies unter uns - das sind ja eigentlich fast oder auch genau 10 Monate (rechnet man 4 Wochen für einen Monat). Tja, offensichtlich wurden wir von Anfang an gelinkt. Erste Aufklärungsversuche unserer Eltern im Kleinkindalter, aufgrund eigenem Interesse motiviert oder auch um großen Geschwistern vorzurechnen, wie lange sie noch anteilsmäßig mehr von ihren Eltern haben bzw. bei Erstegeborenen der Prinzen- und Prinzessinnenstatus noch andauert, waren also schlichtweg eine Fehlinformation! Und jeder springt darauf auf - diverse dick kartonierte Babybücher mit "Eltern - pädagogisch wertvoll"-Zertifikat bis hin zum Aufklärungsunterricht in der Schule.
Und dann ist man plötzlich schwanger und steht vor der Diskrepanz dem "geschulten" Personal (Mütter, Frauenärzte und Arbeitgeber) die Schwangerschaftswoche zu nennen, während der fehlinformierte Mitmensch nach dem Monat fragt. Beide Fragen lassen sich aufgrund der diffizilen Berechnungsmethoden manchmal schwer beantworten...oder ich vergesse es halt einfach.
Dazu behauptet eines meiner vielversprechenden Schwangerschaftsbücher (von satirisch gewitzt bis romantisch übermutternd), man solle die Menschheit nicht damit belasten über Schwangerschaftswochen (kurz SSW) zu sprechen, da e keiner was damit anfangen kann.
In diesen tollen Büchern (bevorzugte Farben im Layout: rosa, blau, gelb und diverse Pastellfarben dazwischen) gibt es auch in den allermeisten Fällen eine Übersicht, die meist in irgendeiner Form "die Entwicklung ihres Babys Woche für Woche erklärt" lautet. Darin wird also erklärt, was die Wissenschaft und Medizin darüber herausgefunden hat, wie sich ungeborene Babys im Normalfall entwickeln.
So etwas ähnliches will ich nun retrospektiv über die vergangenen 28 Wochen an dieser Stelle auch darstellen. In geraffter Form und mit ungefähren Schwangerschaftswochen-Angaben, weil ich meinen Lesern das zutraue :)

1. - 12. SSW: 

Wenn man es nicht strikt plant bzw. aus Überzeugung nur zu Fortpflanzungszwecken Sex hat (so jetzt ist es raus - wir haben's wohl getan "wuääääh!!!!"), weiß man wohl die paar ersten Wochen gar nicht, dass man bereits schwanger ist. Ich wusste es aber bald, also machte ich einen Schwangerschaftstest zu hause. Spannende Sache sowas! Blöd in der Durchführung, verzögert die Wahrnehmung von 3 Minuten und bringt je nach Wunsch des Ergebnisses, unterschiedlichste Reaktionen mit sich.
Als Teenager und sogar in der Zeit bevor ich schwanger wurde habe ich mir folgendes Szenario vorgestellt: Mann und Frau warten voller Spannung das Ergebnis des Tests ab und fallen sie beim Erscheinen von zwei Strichen mit tränenerfüllten Augen in die Arme. Sollte der Mann nicht unmittelbar beim Durchführen des Tests dabei sein, würde Frau, also ich, ihrem Mann, also Dan, bei einem unglaublich romantischen und harmonischen Abendessen ein Babyaccessoire als Hinweis auf das kommende Ereignis unterjubeln. Die grenzenlose Beglückung wäre in meiner Vorstellung wieder durch tränenreiche und emotionsgeladene Umarmungen besiegelt worden.
Naaaaja, wie es sich vermuten lässt, ist es im real life nicht ganz so gelaufen. Durch die traurige Erfahrung des Verlustes unseres ersten Kindes in der 10. SSW in diesem Jahr, gingen wir die Sache etwas pragmatischer an. Wie es kommen sollte, so sollte es kommen, war unsere Devise. Meine innere war aber trotzdem von Hoffnung getränkt.
Die real life-Situation lief so ab: Ich führte den Test durch (äußerst unromantisch und auch ziemlich medizinisch - wie das bei Pipi abgeben halt so ist), wartete auf das Ergebnis, zeigte es meinem Mann, der verschlafen ein undefinierbares "Hmmm" von sich gab. Danach freuten wir uns mit Vorsicht.
Wir entschieden uns dazu, die erneute Schwangerschaft bis zum weniger kritischen Punkt nach der 12. Woche so geheim wie möglich zu halten. Diese Zeit war in einer eigenartigen Gefühlsmixtur von wohligem Wissen über ein gewolltes Baby im Bauch und der Angst, es könnte jederzeit doch nicht mehr wahr sein, getränkt.
Aufgrund unseres auffälligen Verhaltens, laut unseren Freunden, die behaupteten, dass mich meine aufkeimenden Schwangerschaftshormone nicht von der starken, männlich schützenden Seite meines Mannes weichen ließen (Blödsinn, so sind wir doch immer!!!), wurden wir noch innerhalb dieser 12-Wochen-Frist von eben diesen entlarvt.

Mein rosa Schwangerschaftsbuch würde jetzt sagen, dass ich meine Mitmenschen nicht weiter mit Schwangerschaftsdetails quälen und belasten soll. Somit werden euch die nächsten SSWs häppchenweise präsentiert. Und das Kürzel SSW schleudere ich euch inzwischen so vor die Nase, als hätte es diese verlogenen Schwangerschaftsmonate nie gegeben. Ham ma wieder was gelernt!

Cupcakes zum Abschied...

Anbahnung von Jugendlichen an die Thematik
"schwangerer Mitmensch"

Jugendlicher: "Ey Miriam, du hast zugelegt!"
Miriam: "Ich bin schwanger, du Koffer!"
Jugendlicher: "Aha. Dann, viel Glück!"

Jugendlicher: "Wieso gibts das (deutete auf Cupcakes und Süßigkeiten)?"

Miriam: "Weil ich schwanger bin, ich geh in Karenz."
Jugendlicher: "Hääää?"
Miriam: "(deutet auf wirklich bereits äußerst runden Bauch) Ich krieg ein Baby!"
Jugendlicher: "Asoo!"

Um gleich voll in die Thematik einzusteigen, hier das Ereignis meines heutigen...oh, Verzeihung, inzwischen bereits gestrigen Tages: Mein letzter Arbeitstag bei einem von zwei meiner Jobs. Meine Tätigkeit als Streetworkerin ruht in der Babypause und dafür gabs heute eine kleine Babyparty in unserem Jugendbüro. Meine Vorbereitungen dafür bestanden im Backen von Cupcakes mit dem klingenden und ebenso passenden Namen "Death by Chocolate" und dem Einkaufen von essbaren Gummi-Schnullern. Die Herzen der Teens und Jugendlichen waren erobert, wenn sie auch teilweise trotz wachsendem Kugelbauch auch nach 6 Monaten keinen Plan hatten, was da vor sich geht. Nach einführenden und abermals erklärenden Worten von wegen Schwangerschaft, Babypause, Karenz (whaaat??) etc. an meine hauptsächlich männlichen Brees (kurdisch) und Bros wurde ich herzlichst mit "Viel Glück!" "Alles Gute!" und dem Highlight "Fröhliches Gebären!" beglückwunscht, bevor sie sich die nächsten drei Gummi-Schnuller in den Mund steckten.
Meine Arbeitskollegen, einer ein Bär von einem Mann, der andere ein tätowierter, langhaariger Rocker - beide vorzugsweise in freundlichem Schwarz gekleidet - überraschten mich mit einer quietschrosa Box, in denen sich ebenso quietschfarbene Cupcakes und Cakepops befanden. Dazu wurde mir noch eine selbstgebastelte Pop-up Karte und ein Geschenkgutschein überreicht. Mit buttercreme geschmierter Kehle gluckste ich herzerwärmte "Ohhhs" und "Ahhhhs". Das meine Kollegen (Anmerkung am Rande: es gibt nichts Besseres als die einzige Frau in einem kleinen Team zu sein!!!) großartig und superlustig sind, wusste ich schon bald nach meiner anfänglichen Skepsis gegenüber ihrem respekteinflößenden Äußeren. Aber DAS hat mich wirklich überrascht und entzückt zugleich. Auch die gespielte Traurigkeit über mein Ausscheiden durch die Jugendlichen tröstete und ehrte mich, obwohl ich weiß, dass diese Kids wie Goldfische sind - einmal umgedreht und schon haben sie meinen Namen vergessen. Ich habe diesen Job wirklich gern gemacht, hab ihn jetzt schweren Herzens verlassen müssen. Die Erinnerung an brilliante Konversationen und Hochleistungen jugendlichen Übermuts und Dummheit brachten und bringen mich zum Schmunzeln, manchmal zum Staunen (nicht im positiven Sinne).
Am Ende des Arbeitstage nahm ich meine vergangene Streetwork-Zeit in einer Klappbox mit nach Hause: 2 Fachbücher, eine puderrosa Cupcake-Box und einen Riesen-Textil-Fisch. Das war's.

Apropos (Gold-) Fisch, von dem in nur einem Text bereits schon zwei mal die Rede war und dem ich Vergesslichkeit unterstelle: diesen für mich bedeutungsträchtigen Tag schloss ich mit einer letzten Handlung ganz im Sinne der Schwangerschaftsdemenz ab, indem ich mir eine Notiz für den nächsten Morgen schrieb, auf der stand: "Cupcakes im Arbeitszimmer"

24. Oktober 2014

Bleibt alles anders...

Einige von Herbert Grönemeyers Zitaten begleiten mich in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. So kann es gar nicht anders sein, dass es das auch in diesem Fall wieder tut - jetzt wo sich ALLES ändert...

Hallo, meine Name ist Miriam, ich bin 27 Jahre, verheiratet - und es bleibt alles anders. Ich dachte mir, es wäre nun an der Zeit, mir deshalb ein neues Hobby zu suchen. Da ich in näherer Zukunft viel Zeit zu hause verbringen werden, mich aber trotzdem allzugerne mit anderen austausche und mein Herz sozusagen auf meiner Zunge trage, dachte ich mir: "Blog schreiben, das wär' doch was!"

Und hier bin ich nun - am Blog schreiben mit Null Ahnung, was so ein Blog kann, will und tut. Achja, was ich vergessen habe, der Grund, warum denn alles anders bleibt ist ca. 35 cm groß, männlich, schwimmt gerne und teilt sich seit etwa 28 Wochen meinen Bauchraum mit Darm, Herzen und sonstigen Innereien. Nebenbei versucht er unbewusst, jedoch nicht minder hartnäckig jegliche andere Lebensthemen, die nichts mit ihm zu tun haben, aus meinen Gedanken zu manövrieren. Und was doch die Höhe ist, ich hab diesen Mitbewohner bereits jetzt schon wirklich lieb gewonnen. Ja, ich bin schwanger - und hab schon einiges erlebt. Und zwar solche Dinge, die zig Millionen Frauen auch schon erlebt haben. Also nichts Neues. Aber vielleicht doch ganz interessant...!?