Alles hat seine Zeit...Sein und Werden

Alles hat seine Zeit, alles auf dieser Welt hat seine ihm gesetzte Frist: Geboren werden hat seine Zeit wie auch das Sterben. Pflanzen hat seine Zeit wie auch das Ausreißen des Gepflanzten. Töten hat seine Zeit wie auch das Heilen. Niederreißen hat seine Zeit wie auch das Aufbauen.
Weinen hat seine Zeit wie auch das Lachen. Klagen hat seine Zeit wie auch das Tanzen. Steine zerstreuen hat seine Zeit wie auch das Sammeln von Steinen. Umarmen hat seine Zeit wie auch das Loslassen. Suchen hat seine Zeit wie auch das Verlieren. Behalten hat seine Zeit wie auch das Wegwerfen.
Zerreißen hat seine Zeit wie auch das Flicken. Schweigen hat seine Zeit wie auch das Reden.
Lieben hat seine Zeit wie auch das Hassen. Krieg hat seine Zeit wie auch der Frieden. (Prediger 3, 1 - 8, die Bibel)

9. April 2015

Das dritte Monat und...ich

Wir (ich sehe SEIN Wachstum doch irgendwie als Gemeinschaftsprojekt) befinden uns im dritten Monat, genauer gesagt in der 11. Woche und im vorgezogenen 12. Wochen-Wachstumsschub. Gott sei's gedankt, habe ich ein tolles Buch, dass ich im Falle von "Mama und Baby drehen völlig durch" zu Rate ziehe und nachsehen kann ob es sich um einen Wachstumsschub handelt. Zeitgerecht werde ich sogar per Mail daran erinnert. Ja etwas bizarr, wenn man im Grunde daran erinnert wird, dass sich dein Engelchen die nächsten zwei bis vierzehn Tage in ein dauerbrüllendes, mit Schweiß und Erbrochenem an dir klebendes, dauernuckelndes und schlafloses Monsterchen verwandeln wird. Man will ja auch keine SMS bekommen, wo mit Garantie drinnen steht: Ey, die nächsten Tage werden total kacke. Aber glaubt es mir oder nicht, das Wissen, dass einem das jetzt erwarten wird und Monsterchen nicht etwa krank, sondern völlig überrumpelt von den neu erworbenen Fähigkeiten und der erweiterten Wahrnehmung ist, macht es viiiiel erträglicher. Ich weiß dann, in den nächsten Tagen wird's eher "gemütlich" - was Erledigungen, Hausarbeit, Kochen und Treffen mit anderen Menschen angeht. Dauerstillen ist auch irgendwie gemütlich. Ich mag die Nähe und das Gebraucht-Werden. Und endlich mal was, was Papa nicht (besser) kann - HA! Ja, okay, darum muss auch ich nachts vier Mal ran und mein Tag ist in einem zweistunden Rhythmus gegliedert. Auch ist meine Mobilität und Gesellschaftstauglichkeit dadurch eher eingeschränkt...ABER...ich mag es trotzdem :)

Apropos Gesellschaftstauglichkeit...Ich war ja ein Mensch dem Mode gewissermaßen schon irgendwie wichtig war und der sich durchaus auch zwei Mal am Tag umgezogen hat, wenn mir nach einem anderen Outfit war. Ja, ich geb's zu, umziehen tu' ich mich jetzt auch öfter - jedes Mal, wenn sich halbverdaute Muttermilch aus dem Mäulchen meines Schätzchens über mich, vorzugsweise exakt in mein Dekolleté ergießt. Inzwischen haben sich meine Ansprüche was mein Outfit angeht doch etwas geschmälert. Wenn ich mit meinem Kleinen spazieren oder auch irgendwo anders hingehe, zählen folgende Attribute für die Bekleidung: A) es sollte gewaschen sein bzw. den Anschein nach außen danach machen. B) ich sollte irgendwie reinpassen und es sollte den Großteil meiner Leibespracht verhüllen. Und in der schwierigen Ergänzung dazu C) es muss sowenig Stoff haben, dass ich nach wenigen Minuten und einem an mir klebenden Baby NICHT aussehe wie frisch geduscht und D) der Ausschnitt muss soweit dehnbar sein, um immer und jederzeit an die Nahrungsspendemaschinen zu kommen. Übrigens sind das im Moment auch meine Ansprüche an Kleidung, wenn ich shoppen gehe - sieht lustig aus, wenn ich in einem Kleidungsgeschäft, wenn ich denn mal in eines komme, direkt zu den Kleiderständern mit den T-Shirts hinstarte und am Ausschnitt zerre, um sie auf ihre Tauglichkeit zu testen.
Irgendwas mache ich diesbezüglich anscheinend gehörig falsch. Wenn ich also mit Söhnchen im Kinderwagen oder im Tragetuch nach draußen in Turnschuhen, in Jersey-Basics (die dehnen sich so schön) und darüber eine nicht zu dicke pinke (! Ich mag kein pink, mein Mann hasst pinkt - war ein Blitz/Not/Verzweiflungskauf, war nix anderes da) Übergangsjacke und schnaubend vor mich hinschwitzend los starte, kommen mir Mamas mit Kinderwägen zu Hauf entgegen. Und sie haben alle etwas gemeinsam, was mich von ihnen auf ganzer Linie unterscheidet - sie sehen blendend aus!!! Sie tragen Stiefel mit Absätze, sie tragen JEANS!!!, sie tragen adrette, modische Jacken, sind geschminkt und haben FRISUREN!!!! Wie machen die das?? Oder was mache ich falsch?? Ich bin froh, wenn ich meine neu erworbenen Winter-Schwimmreifen in eine Leggins und ein Schlabber T-Shirt packen kann (übrigens schlabbert dann alsbald nicht mehr das T-Shirt, sondern eben e nur mein Bauch, T-Shirt sitzt dann straff). Dazu noch Turnschuhe, denn in alles andere passen meine Füße nicht - wenn der Körper nicht mehr weiß, was er denn noch alles breiter machen könnte, dann kommen halt die Füße noch dran...Ohren wären noch eine Option gewesen...die sind, soweit ich das beurteilen kann, so geblieben, wie sie waren. Ja, meine Ohren, die sind ganz die Alten geblieben.
Und es klingt noch in diesen alten Ohren, die Prophezeiungen, die mir während der Schwangerschaft die Sterne vom Himmel versprachen und sagten: "Wirst schon sehen, wenn du stillst, dann reißt's da's runter, die Kilos!" Jaaaaaa klaaaaaaar - ich habe euch geglaubt! Ich habe mich darauf gefreut und gehofft. Aber wie es aussieht gehöre ICH natürlich nicht zu denen, die vom Stillen abnehmen. Nein, ganz im Gegenteil, mein Körper verwechselt meine Oberschenkel mit den Höckern eines Kamels und meint wohl, die müssten kräftig angefüllt werden. Bald möchte ich zum Babyschwimmen gehen. Challenge!!! Eine Freundin, die den Kurs bereits besucht, erzählte mir, dass die Mamas dort aussehen, wie nie-schwanger-gewesen. Keine überschüssigen Pfunde (alles unter 5 kg gilt nicht) und keine Streifen!!! Ich hingegen sehe aus wie Pfannkuchen, an dem Erdbeersoße runterläuft. Es ist zum Weinen. Mir scheint als gäbe es das Prinzip, dass die sowieso Schlanken nach einer Geburt auch wieder gut und schnell abnehmen und die sowieso Moppeligen bleiben auch ihrer "Linie" treu. Aber wie sagt mein Mann "von was Schönem kann man nie genug haben". Naja, ich denke, jetzt hat er wohl doch auch mal genug. Macht nix, (m)ein liebender, hingebungsvoller Mann beteuert trotzdem jeden Tag, dass ich schön sei, was ihm meist eine garstige Antwort einbringt anstatt eines Danke. Aber es beruhigt, zumindest ein wenig.
Ihr merkt, ich kämpfe mit meinem "neuen" Körper. Ich muss ihn wieder kennen lernen, akzeptieren. Ich weiß nicht, ob ich einmal sagen werde können, dass ich auf die Streifen stolz bin. Ganz ehrlich. Sie sind hässlich. Sie gehen nie wieder weg, sie werden silbrig und lassen das Gewebe wie eine Ziehharmonika wirken. Es ist nur ein Zeichen für schwaches Bindegewebe.
Aber was mich stolz macht, ist mein Sohn, mein Mann, meine Familie. Nicht weil ich irgendwas dazu geleistet hätte, sondern weil sie so sind, wie sie sind. Weil sie alles wert sind. Weil sie mich lieben, so wie ich bin, auch dann, wenn ich es nicht kann. Weil mich mein Baby anlächelt, als wäre ich das Schönste, Erstrebenswerteste, Leckerste, Lieblichste, Lustigste und Wichtigste auf der Welt, was ich auch bin - seiner Welt.

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